In Zeiten der Digitalisierung müssen sich Unternehmen täglich neu definieren, um die Bedürfnisse ihrer Kundschaft von morgen zu erfüllen. Neue Prozesse überrollen die Mitarbeiter, obwohl sie gerade die Farbcodes für das aktuelle Corporate Design verstanden und angewandt haben. Doch über Nacht können sie sich nur schwer an die wiederholte Neuauflage der Marketingabteilung gewöhnen.
Es wäre so einfach, wenn Mitarbeiter wie Maschinen funktionieren würden und die Farbcodes bzw. das neue Corporate Design verinnerlichen könnten. Dies ist nur ein Beispiel von vielen wie Arbeitnehmer lernen müssen, mit den täglichen Veränderungen umzugehen. Ein „Kurswechsel“ lässt sich nicht über Nacht umsetzen. Schritt für Schritt müssen sich Unternehmen vortasten, um nicht zu hastig durch den Change Prozess zu fahren.
Natürlich bringt eine Veränderung immer wieder Unsicherheit, sorgt für Ängste und lässt Zweifel aufkommen. In dieser Prozessphase ist es wichtig, Strukturen und Systeme offen darzustellen, um das Vertrauen der Mitarbeiter zu wahren. Verändern heißt ja, Dinge absichtlich anders tun, Neues auszuprobieren und neue Lösungen zu finden. Das fördert die Kreativität und lässt Spielraum für neue Ideen.1
Gerade das digitale Zeitalter macht es vielen Unternehmen nicht leicht und erfordert die ständige Überprüfung von möglichen Anpassungen. Doch wie können sich Unternehmen gut vorbereiten, um nicht einfach in der Versenkung zu verschwinden? Das Zauberwort heißt laut Pia Struck, Beraterin und Executive Coach, „Innovationen“. Nur dadurch kann laut ihrem Beitrag im Human Resources Manager-Magazin der Fortbestand eines Unternehmens gesichert werden. Innovationen können nicht gesteuert werden. Sie entstehen eher zufällig im Rahmen der täglichen Arbeit und poppen dann als Impuls auf. Unternehmen, die offen für die Gedankengänge und Ideen ihrer Mitarbeiter sind, generieren meistens auch eine höhere Mitarbeiterzufriedenheit. Das Einbringen der eigenen Visionen motiviert vor allem die Generation Y, die nicht einfach stupide vor sich hinarbeiten möchte. Kreativ sein ist erwünscht und hilft Mitarbeitern, sich und das Unternehmen weiterzuentwickeln. Die Dynamik fördert zudem die Zusammengehörigkeit und stärkt das kollektive „Wir-Gefühl“.
Laut Struck führen zwei Wege zu mehr Innovationsfähigkeit. Der erste Weg empfiehlt Führungskräften aus pyramidalen Hierarchien die Persönlichkeitstypen im Unternehmen zu bestimmen. Im nächsten Schritt sollten sie überlegen, wer aus diesem Auswahlpool der optimale Kandidat für den Aufbau eines innovativen Umfelds ist. Voraussetzung ist natürlich das Vertrauen in die Mitarbeiter und deren Kompetenzen. Hier ist eigenes Machtinteresse fehl am Platze. Die Führungskraft sollte ihren Mitarbeitern den erforderlichen Freiraum geben, um kreative Prozesse ins Rollen zu bringen. In einem agilen Umfeld können Innovationen besser entstehen und schneller Formen annehmen. Ein gutes Beispiel dafür ist Samsung. Die Firma hat vor 10 Jahren einen Chief Innovation Officer (CIO) eingestellt, der über 1000 Mitarbeiter führt. Diese sind im ganzen Unternehmen verteilt und reichen ihre Ideen an den CIO weiter, welcher die Themen in die Vorstandsebene bringt.
Der zweite Weg eignet sich eher für Start Ups und Unternehmen, die auf eine hierarchische Führung verzichten. In dieser Organisationsform fühlt sich jeder Mitarbeiter selbst für die Prozesse und deren Umsetzungen verantwortlich. Hier spielt das Thema Motivation eine große Rolle. Die tägliche Energie fließt vor allem in das Vorantreiben des Unternehmens. Ein Beispiel für dieses Modell ist die Firma Buurtzorg aus den Niederlanden. Das Unternehmen ist in der Alten- und Krankenpflege tätig und verzeichnet, trotz fehlender Führungskraft, ein stetiges Wachstum der Rendite. Zudem wurde Buurtzorg zum fünften Mal in Folge zum besten Arbeitgeber Hollands ausgezeichnet. Dieser Fall zeigt, dass auch ohne Führungskraft ein großer Erfolg möglich ist.
Beide Wege beschreiben, wie es für ein Unternehmen gewinnbringend sein kann, wenn Mitarbeiter Prozesse aktiv mitgestalten. Ihre Kreativität ist unbezahlbar. Wichtig ist nur, dass die Veränderung in der Führungsebene verstanden und von dort aus delegiert wird.2
Ich persönlich empfinde den Einbezug von Mitarbeitern als sehr wertvoll. Und ja, viele möchten sogar gefragt werden und nicht still vor sich hinarbeiten. Also liebe Unternehmer, fragt eure Mannschaft und oftmals gibt es mehr kreative Köpfe als man denkt. Warum also nicht davon profitieren und gemeinsam an der zukünftigen Strategie arbeiten?
1 Quelle: Hartmann, Bruno: Drahtseilakt Unternehmenswandel, Springer Gabler, Wiesbaden 2017
2 Quelle: Human Resources Manager: Innovationskraft als Schlüsselkompetenz unserer Zeit, unter: http://www.humanresourcesmanager.de/ressorts/artikel/innovationskraft-als-schluesselkompetenz-unserer-zeit-1568295168#.WJRveOZlwIc.twitter (abgerufen am 05.02.2017)